Dyslexie


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Erworbene Dyslexie

Unter erworbener Dyslexie versteht man eine Störung des Lesens nach vollendetem Spracherwerb. Dyslexien treten meist in Verbindung mit einer Aphasie (Sprachstörung) auf, die häufigste Ursache hierfür ist ein Schlaganfall.

Störungen des Lesens, des Schreibens oder der Zahlenverarbeitung können für jüngere Schlaganfall Betroffene mit einer sonst guten sprachlichen Rehabilitation, ein großes Problem bei der beruflichen Wiedereingliederung darstellen und sollten gerade deshalb sehr differenziert und spezifisch von darauf spezialisierten Therapeuten behandelt werden.

Dank der wissenschaftlichen Entwicklung von Modellen der gesunden Sprachverarbeitung, ist man heute in der Lage die Symptomatik solcher Störungen sehr differenziert behandeln zu können.

Es gibt sowohl verschiedene Formen der erworbenen Lesestörung, als auch verschiedene Schweregrade.

Am häufigsten trifft man die sogenannte „Tiefendyslexie“ an. Bei dieser Form der Lesestörung können die Betroffenen Hauptwörter (z.B. Baum, Haus, …) und Verben (z.B. gehen, bauen, …) häufig ohne große Probleme lesen, Funktionswörter (in, auf, daneben, für, gegen, danach, …) und unbekannte Wörter können hingegen nur schlecht oder gar nicht gelesen werden oder werden durch andere Wörter ersetzt, auch aneinander gereihte Buchstaben können meist nicht oder nur partiell gelesen werden. Funktionswörter sind aber für ein Textverständnis von elementarer Bedeutung, so ist es schließlich ein großer Unterschied ob der Betroffene die Information „ Bitte kommen sie nach der Besprechung in den hinteren Raum“ oder „ Bitte kommen sie für die Besprechung in den hinteren Raum“ liest.

Da es für die Tiefendyslexie typischerweise nicht möglich ist, Wörter Buchstabe für Buchstabe zu lesen, so wie Sprachgesunde das bei ihnen unbekannten Wörtern tun, fehlt den Betroffenen auch die Möglichkeit diese Störung zu kompensieren.

Oft kann man auch Fehler bei der Nennung oder Anordnung einzelner Buchstaben beobachten, ersetzt man z.B. bei dem Wort „Baum“ den Buchstaben „ B“ durch das ähnlich aussehende „R“, so liest man das Wort „Raum“, natürlich hat das Missverständnisse über den Sinn des Gelesenen zu Folge!

Eine andere Form der Dyslexie ist die sogenannte „Oberflächendyslexie“, bei dieser Störung erkennen die Betroffenen Wörter nicht mehr als Ganzes, sondern lesen sie (ähnlich wie Leseanfänger) Buchstabe für Buchstabe. Neben der extrem langsamen Verarbeitung hat diese Störung auch zur Folge, dass lange Wörter oft nicht erkannt werden, da die ersten Buchstaben des Wortes schon vergessen werden bevor der letzte Buchstabe des Wortes verarbeitet wurde, oder das Wörter die anders geschrieben als gesprochen werden ( z.B. Orange) nicht erkannt werden.

Bei der „Direkten Dyslexie“, zeigen sich beim Lesen ähnliche Symptome wie bei der Tiefendyslexie, den Betroffenen fehlt aber zusätzlich der Zugriff auf die Bedeutung des Gelesenen. Diese Form der Dyslexie tritt am häufigsten bei Alzheimer Erkrankungen auf.

Eine weitere Störung des Lesens, die sogenannte „Reine Alexie“ führt dazu, dass Buchstaben visuell gar nicht mehr erkannt werden. Das Lesen ist also nicht möglich.

Die „Neglect Dyslexie“, äußert sich darin, dass nur Teile von Wörtern oder Sätzen gelesen werden können.

Behandlungsmöglichkeiten der einzelnen Dyslexieformen

Das Wissen um die einzelnen Komponenten der Sprachproduktion, eröffnet geschulten Therapeuten die Möglichkeit sehr differenziert an den einzelnen Störungssymptomen des Lesens zu arbeiten.

Maßgeblich für die störungsspezifische Arbeit ist eine genaue individuelle Befundung der Störung, sowie ein fundiertes Wissen über die einzelnen Module und Routen sprachlicher Verarbeitung.