Dysphagie


Dysphagie – oder wenn der Stuhl am Essplatz leer bleibt

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Dysphagie heißt übersetzt Schluckstörung. Bei Erwachsenen tritt diese Störung häufig in Folge eines Schlaganfalls, eines Schädel-Hirn-Traumas nach Unfall, Operationen (z.B. an Kehlkopf, Kopf- oder Halstumor, Bandscheiben,….) oder im Verlauf einer neurologischen Erkrankung wie z.B. bei Amyotropher LateralSklerose, Multipler Sklerose, Multi SystemAtrophie und M. Parkinson auf. Auch psychische Erkrankungen können die Ursache für eine Schluckstörung sein.

Man unterteilt den Schluckakt in vier verschiedene Schluckphasen.

Es gibt eine Vielzahl von Warnsignalen, die auf das Vorliegen einer Dysphagie hinweisen.

Eine Dysphagie kann sich, abhängig vom Schweregrad, innerhalb kürzester Zeit lebensbedrohlich auswirken, deshalb muss ein Verdacht auf ihr Vorliegen immer ernst genommen, und sofort medizinisch/therapeutisch abgeklärt werden.

Was für alle Therapien gilt, gilt für die Dysphagietherapie im Besonderen. Geben Sie sich nur in die Hände eines erfahrenen und fachlich kompetenten Therapeuten, der mit den speziellen Anforderungen dieser Therapie vertraut ist, haben Sie keine Scheu.

Zu beobachtende Folgeerscheinungen sind z.B. Mangelernährung, Austrocknen oder Lungenentzündung (durch das Eindringen von Speichel oder Nahrung in Luftröhre und Lunge).

Da in unserer Gesellschaft Essen und Trinken einen besonderen Stellenwert haben, sind Personen mit Schluckproblemen und deren Familien in ihrer Lebensqualität entschieden beeinträchtigt. Denn oft tritt an die Stelle des Genusses die Angst vor dem Verschlucken; diese Angst und Schamgefühl können eine angenehme Essenssituation verhindern. Oft isolieren sich die Betroffenen und sie fühlen sich von ihrer Umwelt ausgegrenzt.

Welche WARNSIGNALE können auftreten?

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Indirekte Hinweise

  • Ungewollte Gewichtsabnahme
  • Verstärkte Verschleimung
  • Verstärktes Husten
  • Fieber unklarer Herkunft
  • Beeinträchtigung des Sprechvermögens
  • Räusperzwang
  • Fremdkörpergefühl im Hals
  • Aufstoßen / Sodbrennen

Direkte Hinweise

  • Veränderung der Stimme
  • Angst vor dem Schlucken
  • Ausspucken von Nahrung
  • Erschwerte / verlängerte Nahrungsaufnahme
  • Husten bei oder nach der Nahrungsaufnahme
  • Steckenbleiben von Nahrung im Mund oder im Hals

Bitte bedenken Sie, dass der Übertritt von Nahrung in die Lunge nicht zwangsläufig von Hustenattacken begleitet wird (stille Aspiration).

Was sollten Betroffene beachten?

Jede Schluckstörung muss HNO-fachärztlich und/oder radiologisch abgeklärt werden, um die Störung und deren Ausmaß beurteilen und eine Aspiration ausschließen zu können. Nach eingehender Untersuchung wird dann über die Notwendigkeit weiterer Maßnahmen – wie z.B. einer logopädischen Schlucktherapie entschieden.

  • Nehmen Sie Ihre Mahlzeiten unter Aufsicht ein, damit bei Bedarf Hilfe da ist.
  • Nehmen Sie nach Möglichkeit eine aufrechte Sitzposition ein und achten Sie auf eine gute Kopfhaltung.
  • Nehmen Sie sich beim Essen Zeit und sprechen Sie erst nach dem Schlucken wieder.
  • Nehmen Sie nur kleine Schlucke und Bissen in den Mund und kauen Sie feste Speisen immer möglichst gut.
  • Schlucken Sie bei Bedarf öfter.
  • Husten Sie bei vorhandenem Hustenreiz kräftig ab – dabei nicht auf den Rücken klopfen.
  • Nehmen Sie Nahrung in jener Konsistenz zu sich, die Sie am leichtesten schlucken können.

Auf welche Bereiche nimmt die Dysphagietherapie Einfluss?

Mögliche Therapiemaßnahmen sind unter anderem:

  • Erklärung der anatomischen und physiologischen Grundlagen
  • Erläuterung des Befundes und Besprechung des Therapieplans
  • Verbesserung der Körperhaltung und der Körperspannung
  • Verbesserung der am Schlucken beteiligten Muskulatur durch gezielte aktive und passive Methoden.
  • Steigerung der sensiblen und sensorischen Wahrnehmung
  • Diätetische Maßnahmen(z.B. Änderung der Nahrungskonsistenz)
  • Erlernen von kompensatorischen Manövern
  • Verbesserung der Ruhe-/ Sprechatmung sowie der Stimmqualität
  • Präventive und begleitende Maßnahmen bei progridient verlaufenden Dysphagien.
  • Beratung und Aufklärung über die Notwendigkeit der künstlichen Ernährung durch eine perkutane Gastrostomiesonde (PEG)

Eine ausführliche Befunderhebung und die umfassende Kenntnis über die physiologischen Bewegungsabläufe des Schluckaktes sowie der Schluckphasen ermöglichen die Planung nötiger Therapiemaßnahmen. Das therapeutische Vorgehen muss auf die individuell vorliegende Störung und deren Schweregrad abgestimmt sein. Die Angehörigenberatung nimmt in der Dysphagietherapie eine besondere Rolle ein. Auf die Dysphagietherapie spezialisierte Therapeuten haben, durch stetige Fortbildungen, die Möglichkeit spezifische Behand-lungskonzepte wie z.B. die Facio-Orale-Trakt-Therapie / F.O.T.T (n. Kay Coombes), die orofaciale Dysfunktionstherapie nach J. Brondo / C.Morales.

Das Erlernen bestimmter Techniken zur Kompensation fehlender oder eingeschränkter -am Schlucken beteiligter- Funktionen, soll die Nahrungsaufnahme erleichtern. Bei Bedarf kann im Rahmen von unter-stützenden Verfahren eine diätetische Anpassungen der Nahrungskonsistenzen durchgeführt werden. Hier durch kann das Risiko wiederholter Aspiration und der damit verbundenen Risiken sinken.

Was sollen Menschen mit einer Dysphagie bei der Nahrungsaufnahme beachten?

  • Jede Schluckstörung muss HNO-fachärztlich und/oder radiologisch abgeklärt werden.
  • Nehmen Sie Ihre Mahlzeiten unter Aufsicht ein, damit bei Bedarf Hilfe da ist.
  • Nehmen Sie nach Möglichkeit eine aufrechte Sitzposition ein und achten Sie auf eine gute Kopfhaltung.
  • Nehmen Sie sich beim Essen Zeit und sprechen Sie erst nach dem Schlucken wieder.
  • Nehmen Sie keine Speisen zu sich, die sie nicht gut kauen, formen, transportieren und Abschlucken können
  • Schlucken Sie nach, um im Mund verbliebene Nahrungsreste zu entfernen bevor Sie weiter essen.
  • Dicken Sie Flüssigkeiten bei Bedarf ein.
  • Vermeiden Sie Nahrung mit krümeliger /unterschiedlicher Konsistenz (trockene Kekse, Brühe mit Einlage,..)
  • Bleiben Sie nach dem Essen noch ca. 20 Minuten aufrecht sitzen.
  • Die regelmäßige Mundpflege vermindert das Risiko an einer, durch Keime des Mundraumes, verursachten Lungenentzündung zu erkranken.