Neuroplastizität des Gehirns als Chance für die Therapie


Neuroplastizität des Gehirns

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Bis vor einigen Jahren ging die Wissenschaft von der Annahme aus, dass die Funktionen der einzelnen Nervenzellen, mit Abschluss der körperlichen Entwicklung, fest verankert ist und sich nicht mehr verändern kann.

Mit Hilfe immer besserer bildgebenden Verfahren konnte diese These eindeutig wiederlegt werden. Das Zentrale-Nerven-System (ZNS) ist bis ins hohe Alter anpassungsfähig, es besitzt die innere Fähigkeit sich durch Umorganisation und Erneuerung, auf eine veränderte Umgebung anzupassen.

Diese Tatsache eröffnet völlig neue Perspektiven für die Rehabilitation von Menschen mit neurologischen Erkrankungen.

Die Plastizität des ZNS erlaubt durch seine strukturelle und funktionale Anpassung eine Wiederherstellung verlorener Funktionen (je nach Ort und Ausmaß der Schädigung ganz oder auch nur teilweise).

Welche therapeutischen Möglichkeiten bestehen um den Prozess der erneuten Vernetzung von Nervenzellen zu unterstützen?

Am Beginn der therapeutischen Arbeit muss immer eine umfassende Befundung stehen. Durch eine gezielte Reizsetzung von außen, soll ein Einfluss auf die betroffenen Strukturen des ZNS ausgeübt werden. Diese Vorgehensweise setzt ein fundiertes Wissen über Ursache und Wirkung der einzelnen Therapiemethoden voraus. Es ist bewiesen, dass eine trainierte Hirnregion bessere Chancen auf völlige oder teilweise Wiederherstellung hat als eine untrainierte. Häufig findet die Klassifizierung der Störungen nach dem Syndromansatz statt. Diese Einteilung in die vier großen Bereiche; Global-, Broca-, Wernicke- und Amnestische Aphasie, sowie in einige wenige Sonderformen, wie z.B. Leitungsaphasien und Transkortikale Aphasien kann der Komplexität der linguistisch und kommunikativen Einschränkungen von Betroffenen nur teilweise gerecht werden. Sie ist aber für eine Grobeinschätzung der Störungsqualität durchaus hilfreich. Für einen optimalen Therapieerfolg ist deshalb eine weitere Differenzierung der Symptome vorzunehmen, um so den Einsatz spezifizierter Übungen zu ermöglichen. Ein wichtiger Einflussfaktor für die Effizienz der Therapie ist die Intensität des Übens. Eine Intensivtherapie erreicht ein größeres Maß und eine bessere Qualität des sensorischen Feedbacks, sowie eine Festigung wieder erlangter Funktionen.