Wie entsteht unsere Stimme?


Eine Erklärung für „Nichttherapeuten“

Stellen Sie sich Ihre Stimme als Geige vor. Sie besteht aus dem Korpus, der für die Resonanz sorgt und mit seiner Größe bestimmt, ob der spätere Klang im Ganzen eher hoch oder tief klingt, und aus den Saiten, die durch den Bogen zum Klingen gebracht werden. Keine Geige klingt gut, wenn die Saiten nicht korrekt gespannt sind und niemand kann einer noch so vollkommenen Geige einen schönen Ton entlocken wenn er den Bogen nicht führen kann.

Wenn wir die Komponenten der Geige auf die menschliche Stimme übertragen, so ist der Korpus unser Resonanzraum, der vom Bereich oberhalb des Kehlkopfes bis in unseren Nasenraum und über den gesamten Mundraum bis zum Innenrand unserer Lippen reicht. Die Saiten der Geige sind unsere Stimmlippen und die angrenzenden Schleimhäute, die durch unsere Atemführung, die dem Bogen der Geige gleichzusetzen sind, in Schwingung gebracht werden und so den Ton erzeugen.

Diese Strukturen müssen sehr fein aufeinander abgestimmt sein um einen angenehmen und entspannten Stimmklang zu erzeugen.

Im Bereich der Atmung ist es von besonderer Bedeutung, dass die Abgabe über das Zwerchfell erfolgt. Dies ist nur gegeben, wenn die Luft bei der Einatmung in den Bauch- und Flankenbereich gelenkt wird und auf keinen Fall über den oberen Brustkorb-, Schulter- und Schlüsselbeinbereich geht. Natürlich atmen wir nicht wirklich in den Bauch, unsere Lunge ist ja weiter oben angesiedelt, aber durch das Zusammenziehen des Zwerchfells, das kurz unterhalb der unteren Rippen liegt, wird einerseits die Lunge indirekt nach unten geweitet und andererseits werden die Bauchorgane nach unten außen gedrückt, deshalb sprechen wir von der Bauchatmung. Da das Zwerchfell der Hauptatemmuskel ist, ist er natürlich am allerbesten in der Lage, den auf die Einatmung folgenden Ausatmungsstrom sehr fein und differenziert zu lenken und genau das ist die Grundvoraussetzung einer guten Stimmgebung. Durch diesen Luftstrom, den so genannten Anblasedruck, werden die Stimmlippen in Schwingung versetzt, sie treffen sich in unglaublicher Geschwindigkeit an der Mittellinie und kreisen wieder auseinander. Hauptsächlich durch diese Bewegung entsteht der hörbare Schall, indem die Luft oberhalb der Stimmlippen durch deren Bewegung in Schwingung versetzt wird. Dieser Ton muss sich nun so ungehindert wie möglich über den Rachen- zum Mundraum verbreiten, nach außen wandern, um dann das Trommelfell des Zuhörers zu erreichen und dieses in Schwingung zu versetzen. Natürlich üben die Sprechbewegungen von Gaumensegel, Zunge, Wangen, Zähnen und Kiefer auch noch einen maßgeblichen Einfluss auf die Schallweiterleitung aus. Eine perfekte Stimmgebung zu erreichen, ist vergleichbar mit dem Erlernen eines Instrumentes. Manche Menschen sind Naturtalente und bringen alle Vorgaben mit, und manche Menschen müssen sich erst das Handwerk aneignen um sie zu beherrschen.

Was versteht man unter Stimmhygiene?

Unter Stimmhygiene versteht man Verhaltensweisen bzw. Techniken, die die Grundlage für einen dauerhaft guten Stimmklang bilden.

  • Physiologische Sprechatmung
  • Ausgeglichener Lebensstil z.B. genügend Schlaf
  • Ausreichende Luftfeuchtigkeit in der Wohnung und am Arbeitsplatz
  • Gute Ernährung (keine zu scharfen Gewürze)
  • Kein oder wenig Alkohol und Nikotin
  • Ausreichende Flüssigkeitszufuhr
  • Gute Körperhaltung
  • Reduziertes Sprechen in lauter Umgebung
  • Nicht räuspern!!!! oder flüstern
  • Keine eisgekühlten Getränke

Bei Infekten im Halsbereich

  • Stimmschonung!!! -> Sprechen sie nur das Nötigste
  • Trinken Sie viel!!
  • Lutschen Sie säurearme Bonbons oder Pastillen
  • Machen Sie einen Halswickel
  • Inhalieren Sie Wasserdampf -> aber nicht übertreiben!
  • Gurgeln Sie mit Salzlösung

Denken Sie daran, bei andauernder Heiserkeit (mehr als 2-3 Wochen) einen Arzt aufzusuchen.

Symptome, die auf eine Stimmstörung hinweisen können

  • Dauerhaft heiserer Stimmklang
  • Das Gefühl, die Stimme immer „freiräuspern“ zu müssen
  • Die Stimme wird nach Stimmbelastung deutlich schlechter
  • Das Gefühl, dass man beim Sprechen zu viel Luft verbraucht
  • Verhauchter Stimmklang
  • Nach starker Stimmbelastung braucht die Stimme lange um sich zu erholen
  • Hohe Töne werden plötzlich nicht mehr erreicht
  • Die Stimmlage verändert sich plötzlich und dauerhaft (zu hoch oder zu tief)
  • Der Kiefer wirkt fest, beim Sprechen kommt es zu wenig Bewegung von Unterkiefer und Lippen