Neuromotorische Kontrolle (NMK) – Therapie orofazialer und sensomotorischer Dysfunktionen nach Dr. med. J. Brondo / C. Morales


Behandlungsansatz

Dysfunktionen

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Ziel der Regulationstherapie ist es, bei Störungen des orofazialen Traktes, ein verbessertes Zusammenspiel und Gleichgewicht zwischen den betroffenen Strukturen des orofazialen Komplexes untereinander und mit dem übrigen Organsystemen des Körpers zueinander zu erreichen. Die Komplexität des Zusammenspiels der Funktionen untereinander kann am Beispiel Zunge/Gaumen verdeutlicht werden: Die Form des Gaumens beeinflusst die Funktion der Zunge, gleichzeitig wird er aber auch von der Zunge geformt. Nur durch eine genaue Kenntnis des Zusammenspiels der muskulo-skeletären Verhältnisse zueinander, kann ein fördernder Einfluss auf die Funktionen des orofazialen Systems (Nahrungsaufnahme, Mimik, Atmung, und Phonation) genommen werden. Wesentlich für das Konzept der orofazialen Regulation ist das Wissen, dass das orofaziale System eng mit dem gesamten Körper vom Schädel ausgehend über die Wirbelsäule bis zu den Füßen verbunden ist. Eine Veränderung der Beckenhaltung z.B. wirkt sich ebenso auf die Mundmotorik aus wie umgekehrt eine Veränderung im orofazialen Bereich auf die Schultermuskulatur.

Allgemeine Therapieziele

Das Ziel ist eine verbesserte Wahrnehmungsentwicklung (Sehen, Spüren, Hören) und Koordination der sensomotorischen Entwicklung des Kindes sowie eine Verbesserung der aktiven Aufrichtung und Bewegung.

Im orofazialen Bereich findet eine Aktivierung und Regulierung der Funktionen wie Saugen, Schlucken und Speichelkontrolle durch die Verbesserung des Buccinatormechanismuses, Kauen und Mimik sowie der allgemeinen Artikulation statt.

Dies wird durch direkte manuelle Einwirkung auf Haut-, Muskel, Sehnen- und Gelenkrezeptoren über Druck, Zug, Dehnung und Vibration erreicht. Eine indirekte Einflussnahme erfolgt durch das Setzen sensorischer Reize über verschiedene Sinneskanäle (visuell, auditiv, taktil und gustatorisch).

Da eine regelmäßige Behandlung nötig für den Erfolg des Behandlungskonzeptes ist, ist es wichtig die Eltern zu unterstützen und sie in ihrer elterlichen Kompetenzen zu bestärken, so können sie regelmäßig nach intensiver Anleitung des Therapeuten selbstständig  Teilsequenzen zu Hause  wiederholen.

Ein anderes wichtiges Ziel der Behandlung ist die Vermeidung von pathologischen Kompensationsstrategien, die zu Folgekomplikationen führen können.
Des Weiteren soll eine Erweiterung der nonverbalen und verbalen Kommunikationsmöglichkeiten entstehen und somit auch eine Förderung der Selbstständigkeit beispielsweise bei der Kommunikation, des Essens und des Trinkens sowie der Fortbewegung erfolgen.

Indikation für die Therapie nach Brondo und Morales

Störungen, die von Dysfunktionen im orofazialen Bereich begleitet werden. Es wird Einfluss genommen auf

  • Körper- Kopf- und Kieferhaltung
  • Mimik
  • Zahnstellung
  • Wangen-, Lippen- und Zungenfunktion
  • Probleme beim Saugen, Schlucken, Kauen
  • Atmung
  • Kieferwachstum und Kieferstellung
  • Artikulation

Bei Kindern

  • Saug-, Trink-, Schluck und Fütterstörungen bei Früh- und Neugeborenen
  • Fütterstörungen organischer Genese
  • Cerebralparese
  • Syndrome mit mundmotorischen Problemen (z. B. Down-Syndrom, Moebius-Syndrom, Pierre-Robin-Syndrom)
  • Erhöhter Speichelfluss

Bei Kindern und Erwachsenen

  • Zustand nach Schädelhirntrauma
  • Fazialisparese (Lähmung der mimischen Muskulatur)
  • Dysphagie
  • Dysarthrie
  • Muskelhypotonie
  • Patienten mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalten
  •  Neuromuskuläre Erkrankungen
  • Peripheren Paresen